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Die Geschichte des Striezelmarktes

Die Ursprünge des Striezelmarktes – 1434 als erster Weihnachtsmarkt


Die Geschichte des Striezelmarktes beginnt im Jahre 1434, als der sächsische Kurfürst Friedrich II. den Bürgern von Dresden erlaubte, in der Vorweihnachtszeit einen eintägigen Fleischmarkt abzuhalten. Dieser fand damals am Montag vor Weihnachten statt und diente dazu, den Menschen der Region die Möglichkeit zu bieten, sich mit Fleisch und anderen Lebensmitteln für die Festtage einzudecken.

Striezelmarkt in Dresden, Ansicht von oben
Striezelmarkt in Dresden, Ansicht von oben (©LH DD/Dittrich, WikiCommons)

Was damals als einfacher Wochenmarkt begann, entwickelte sich über die Jahre zu einem immer beliebteren Treffpunkt, auf dem nicht nur Lebensmittel, sondern auch handwerkliche Produkte und weihnachtliche Waren angeboten wurden. Das Hauptgebäck, das auf diesem Markt verkauft wurde, war der „Striezel“, eine Vorform des heutigen Christstollens, nach dem der Markt auch seinen Namen erhielt. Der Begriff „Striezel“ leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „Struz“ ab, das sich auf das Hefegebäck bezog, das traditionell zur Weihnachtszeit hergestellt wurde.


Vom Fleischmarkt zum Weihnachtsmarkt – Die Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert


Im Laufe des 16. Jahrhunderts entwickelte sich der Striezelmarkt von einem einfachen Wochenmarkt zu einem festlichen Weihnachtsmarkt, der zunehmend von Handwerkern und Händlern genutzt wurde, um ihre Waren anzubieten. Im Mittelpunkt stand weiterhin das Weihnachtsgebäck, doch allmählich kamen handwerkliche Erzeugnisse wie Spielzeug, Krippenfiguren und Kerzen hinzu.


Im 17. Jahrhundert wuchs der Striezelmarkt weiter und wurde zu einem zentralen Element der Dresdner Weihnachtszeit. Besonders durch das aufblühende Handwerk und die steigende Nachfrage nach weihnachtlichen Produkten erweiterte sich das Angebot stetig. Handgefertigte Waren, die noch heute auf dem Striezelmarkt eine wichtige Rolle spielen, wie Holzfiguren aus dem Erzgebirge, Räuchermännchen, Pyramiden und Nussknacker, begannen ihren Siegeszug und wurden zu einem festen Bestandteil des Marktes.


Der Striezelmarkt im Zeitalter des Barocks


Während der Blütezeit des Barocks unter Kurfürst August dem Starken, der nicht nur die sächsische, sondern auch die europäische Geschichte maßgeblich prägte, erlebte auch der Striezelmarkt eine neue Ära des Wohlstands und der Pracht. Dresden entwickelte sich zu einem kulturellen und künstlerischen Zentrum Europas, und der Striezelmarkt war dabei keine Ausnahme.


Die barocke Festkultur, die August der Starke pflegte, schlug sich auch auf den Striezelmarkt nieder. Weihnachtsdekorationen, kunstvoll gestaltete Stände und das festliche Ambiente machten den Markt zu einem Highlight der Adventszeit, das von Adeligen und Bürgern gleichermaßen besucht wurde. Der Christstollen, der in dieser Zeit immer beliebter wurde, wurde zunehmend verfeinert und entwickelte sich zu einer weihnachtlichen Spezialität, die weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt wurde.


Der Striezelmarkt im 19. Jahrhundert – Ein Weihnachtsmarkt für alle


Mit der Industrialisierung und dem Aufstieg des Bürgertums veränderte sich der Charakter des Striezelmarktes erneut. Im 19. Jahrhundert wurde er zu einem Treffpunkt für Menschen aller Schichten. Es war nun nicht nur die Oberschicht, die den Markt besuchte, sondern auch das einfache Volk konnte sich an den festlichen Angeboten erfreuen.


In dieser Zeit entwickelte sich der Markt mehr und mehr zu einem Ort der Begegnung und des gemeinschaftlichen Erlebens. Die Weihnachtszeit gewann an Bedeutung, und der Striezelmarkt bot den Menschen eine Gelegenheit, dem hektischen Alltag zu entfliehen und sich auf das Fest der Liebe vorzubereiten. Spielzeugmacher, Lebküchner und Kerzenzieher stellten ihre kunstvoll gefertigten Waren aus, die Familien aus der ganzen Region anlockten.


Der Striezelmarkt im 20. Jahrhundert – Tradition im Wandel


Das 20. Jahrhundert brachte sowohl glanzvolle als auch dunkle Zeiten für den Striezelmarkt mit sich. Während die ersten Jahrzehnte des Jahrhunderts von technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel geprägt waren, wurde der Striezelmarkt auch in den 1920er Jahren ein Ort der Innovation. Elektrische Lichterketten hielten Einzug und verliehen dem Markt einen modernen Glanz, während traditionelle Stände weiterhin das Herzstück des Marktes blieben.


Während des Zweiten Weltkriegs erlebte der Striezelmarkt jedoch schwere Zeiten. Aufgrund der Kriegsereignisse und der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 musste der Markt vorübergehend ausgesetzt werden. In den Nachkriegsjahren wurde der Wiederaufbau der Stadt und auch des Striezelmarktes mit viel Engagement und Hingabe vorangetrieben. Bereits 1946 wurde der Markt wieder eröffnet, wenn auch in einer reduzierten Form. Doch die Dresdner ließen sich nicht unterkriegen, und der Striezelmarkt wuchs in den Folgejahren stetig an und kehrte zu seinem früheren Glanz zurück.


Der Striezelmarkt heute – Ein Ort der Tradition und Moderne


Heute ist der Striezelmarkt nicht nur der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands, sondern auch einer der größten und bekanntesten. Jährlich besuchen mehrere Millionen Menschen den Markt, um sich an den zahlreichen Ständen mit kunsthandwerklichen Erzeugnissen, kulinarischen Spezialitäten und festlicher Dekoration zu erfreuen. Trotz seines wachsenden internationalen Ruhms hat sich der Striezelmarkt seinen traditionellen Charakter bewahrt.

Ein besonderes Highlight des heutigen Striezelmarktes ist das jährlich stattfindende Stollenfest, bei dem ein riesiger, mehrere Tonnen schwerer Dresdner Christstollen durch die Stadt gefahren und feierlich angeschnitten wird. Dieses Fest erinnert an die Tradition des barocken Riesenstollens, der im 18. Jahrhundert von August dem Starken in Auftrag gegeben wurde. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Stollens werden wohltätigen Zwecken gespendet.


Die Besucher können auf dem Markt neben traditionellem Handwerk aus dem Erzgebirge, wie Räuchermännchen, Schwibbögen und Pyramiden, auch zahlreiche Leckereien genießen, darunter den berühmten Dresdner Christstollen, Pulsnitzer Pfefferkuchen, gebrannte Mandeln und Glühwein.


Fazit: Der Striezelmarkt als lebendiges Erbe


Der Dresdner Striezelmarkt ist weit mehr als nur ein Weihnachtsmarkt. Er verkörpert das lebendige Erbe einer Stadt, die auf eine reiche Geschichte zurückblicken kann und dabei stets ihre kulturellen Wurzeln pflegt. Der Striezelmarkt ist ein Ort der Begegnung, der Tradition und des Genusses – und er ist vor allem ein Symbol für die Vorfreude auf Weihnachten, die sich in jeder Kerze, jedem Stand und jedem Lächeln der Besucher widerspiegelt.


Der Striezelmarkt hat sich über die Jahrhunderte hinweg stets gewandelt und dabei doch seine Seele bewahrt. Möge er auch in den kommenden Jahrhunderten Menschen aus aller Welt zusammenbringen und die festliche Magie der Adventszeit in die Herzen aller tragen.

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